Freitag, 20. Juli 2018

Gondel fahren mal anders ... Row Venice!

Durch einen Bekannten erfuhr ich von der Möglichkeit, selbst eine Gondel rudern zu lernen. Stopp - nein, natürlich keine GONDEL sondern eine batellina! Denn Gondeln, wie wir sie kennen, war nur was für die Reichen. Der normale Venezianer hatte und hat ein solches Boot, welches im Stehen gerudert wird.

Gebucht haben wir direkt über die Website von Row Venice (https://rowvenice.org/). Das geht sehr einfach und falls man nicht italienisch oder englisch spricht, kann auch ein Übersetzer angefragt werden, der mitfährt. Kostet auch nicht extra!
Die Preise gehen bei 80 Euro los - für 1 oder 2 Personen. Gemixt werden keine fremden Personen - also wirklich 1.5 Stunden exklusiv! Und es ist eine non-profit-Organisation: 100 % der Kosten gehen an die Förderung von Frauen, die diese Tradition erlernen und am Leben erhalten wollen.

Ausgangspunkt ist der ruhige Stadtteil Castello. Hier trifft man sich mit den Lehrerinnen (ja - es sind nur Frauen!), die sogenannten vogatori.

Nach einer kurzen Erklärung über das Boot wird dieses bestiegen und man bezieht Position: das heißt erstmal startet man in der Mitte und die Lehrerin steht hinten mit ihrem Ruder, um zu lenken. Der Bewegungsablauf ist eigentlich recht einfach - braucht aber natürlich etwas Übung.

Meine 11-jährige Tochter und ich hatten es recht fix raus und wir glitten durch den Kanal. Wer nicht dran war, durfte schön in der Mitte auf einer Bank sitzen und genießen!
In der Lagune wurde es dann richtig schaukelig, da hier auch motorisierte Boote fahren und wir den Wasserweg einmal kreuzen mussten. Dann wurde es ernst - es geht auf die Position hinten oben! Und auch wenn NOCH NIE jemand ins Wasser gefallen ist - es ist schon ein sehr komisches Gefühl!
Der Bewegungsablauf ist hier wieder der selbe - nur dass das Ruder hier immer im Wasser bleibt. Wenn man es falsch macht, kreiselt man nur - aber auch hier macht Übung den Meister.

Nach knapp 30 Minuten geht es dann wieder in Richtung Kanäle und meine Tochter freute sich, fast durchgehend rudern zu dürfen.

Die 1.5 Std. waren ein super schönes Erlebnis. Man lernt hier ein ganz anderes Venedig und das Leben der Venezianer kennen. Ein absoluter Geheimtipp für alle, die ein wenig mehr Zeit haben als nur für die Standard-Sehenswürdigkeiten.



Donnerstag, 7. Juni 2018

Italienisch lernen in der Serenissima

Die Idee, direkt in Italien italienisch zu lernen, kam bei mir recht spontan. Probiert hatte ich es bereits auf div. Wege - aber egal ob VHS, Sprach-CD oder Babbel, es klappte nie so wirklich. Und das als Halb-Italienerin!

Da meine Familie nur knapp 20 km von Venedig entfernt wohnt, habe ich schon immer eine besondere Bindung zu dieser faszinierenden Stadt. Also lag es für mich klar auf der Hand, dass ich hier studieren wollte. Es war ja irgendwie Heimat.

Ich schaute im Internet nach Sprachreisen und über ESL buchte ich diese schließlich. Über meine Schule, dem "Istituto Venezia"fand ich im Internet nicht so wirklich viele Infos - daher möchte ich meine Erfahrungen mit Euch teilen:

Die Schule ist klein aber fein; gelegen im Stadtteil (= sistiere) Cannaregio ist es auch vom Busbahnhof Piazziale Roma oder dem Bahnhof (= ferrovia) Santa Lucia innerhalb von ca. 15 Min zu Fuß gut erreichbar. Wer also nicht direkt in der Stadt wohnt, kann auch gut pendeln.

Direkt am Campo S. Margherita liegt das schöne Gebäude und bietet somit viele Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel und den täglichen Bedarf. Es gibt Metzger, Bäcker und Friseur und viele nette Restaurants. Als Student wird man schnell das wenige Meter entfernte Café Majer kennen lernen, wo wir zur vormittäglichen Pause auf einen Cappuccino einkehrten.

Am ersten Tag ist recht viel los, da Viele ihre Kursgebühr direkt dann erst zahlen und auch Anmeldeunterlagen ausfüllen müssen oder auch noch Einstufungstests absolvieren. Wer direkt bei dem Istituto von zu Hause gebucht hat oder aber über eine Agentur, wie ich,  kann man sich das sparen und geht direkt an den Wartenden vorbei, bekommt noch einen Indobeutel mit auf den Weg und geht in das zugewiesene Klassenzimmer.

Die Räume sind unterschiedlich groß und zweckmäßig eingerichtet. Es wird jeder Winkel genutzt, um möglichst viele Klassen anbieten zu können. Nur zwei Klassenzimmer sind wirklich winzig und ich würde mir nicht wünschen, dort rein zu müssen, da es immer sehr ausgebucht ist.

Die Lehrer sind ausschließlich Muttersprachler und wohnen in oder um Venedig. Unsere Lehrerinnen Silvia pendelt täglich von Mestre und Elisa vom Lido. Beide sind großartig - jede hat eine eigene Lernmethode und dass jemand besser oder schlechter ist, kann man nicht sagen.

Der Unterricht beginnt morgens um 9 Uhr (plus ein paar italienische Minuten - deutsche Pünktlichkeit sollte man sich hier schnell abgewöhnen) und endet um 13 Uhr. Um 11 Uhr gibt es eine 15-minütige Pause - ausreichend für einen Cappuccino bei Majer :)

Was mir - und auch den anderen - nicht so gut gefiel waren die vielen Kopien, die wir täglich bekamen. Einen dünnen Ordner muss man sich also anschaffen und auch einen Locher - denn nie waren die Blätter gelocht. Das ist der einzige Punkt, bei dem ich mir Verbesserungen wünsche: BÜCHER!
Auch war es uns nicht ganz nachvollziehbar, wie die Lehrer jeden Morgen an den zwei Kopierern standen und immer wieder neu ihre Seiten kopierten...

Zu den täglichen Kopien gab es noch ein geheftetes Workbook - hauptsächlich für Hausaufgaben.

Wer den Intensivkurs bucht, hat eine halbe Stunde Mittagspause und dann geht es mit ein oder zwei Privatstunden weiter. Ich habe dieses Programm genau vier Tage durchgehalten - dann war es mir einfach zu viel. Es ging nichts mehr in den Kopf rein. Und von der Stadt wollte man eigentlich ja auch noch was sehen.

Optimal ist es, wenn man hier mindestens 4 Wochen zur Schule geht. Das bekommen aber natürlich die wenigsten hin und so sind die Meisten 2 - 3 Wochen dabei. Nur 5 aus unserer Klasse zogen die 4 Wochen durch und wir hatten so viel Glück, dass wir eine wunderbar harmonierende Gruppe waren!

Neben den normalen Kursen werden ausserdem noch Kulturkurse angeboten. Gut auch zu kombinieren mit dem normalen Unterricht z. B. 2 Wochen normal und eine Woche Kultur. Dazu sollte man aber schon ein gutes Sprachregel haben.

Von der Schule werden nachmittags täglich kleine Exkursionen zu verschiedenen Themen angeboten. Diese kann man natürlich auch nur mitmachen, wenn man keinen Nachmittagsunterricht hat. Sie sind alle kostenlos und immer heiß begehrt. Damiano informiert regelmäßig in der Klasse über anstehende Ausflüge und dann kann man sich beim Eingang in eine Liste eintragen.

Einmal die Woche wird abends ein Kochkurs veranstaltet, der 40 Euro kostet. Dafür bekommt man einen tollen Abend, bei dem man viel lernt, kocht und Spaß hat, viel Prosecco und leckeres Essen.

Ich kann das Istituto Venezia wärmstens weiterempfehlen und werde bestimmt wieder einen Kurs hier machen - vielleicht nicht für 4 Wochen, aber mal in den Ferien.